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Das ViS: Wie du den inneren Schreibehund für immer besiegst
Warum sollte ich unter einer Schreib-Blockade leiden? Mein Vater hat doch auch nie unter einer Brummi-Fahrer-Blockade gelitten. ~Roger Simon~
Lieber Leser,
es gibt keine Schreib-Blockade.
Als ich mein Erstlings-Werk schrieb, kam ich am (verflixten) siebten Tag nicht weiter.
Wie jeder Held auf einer Mission suchte ich Rat.
Ein neues Video des alten Sachbuch-Hasen Brian Tracy ploppte auf.
Irgendwas mit 7 Writing Tips.
Die Kern-Essenz war, wie immer bei Tracy, simpel: Wenn du nicht weiterkommst, schreib – schreib irgendwas, egal was!
Nachdem ich eine Weile lang über das Haus vom Nikolaus referiert hatte, kamen mir (wie von Zauberhand) wieder Einfälle zu »Sebastians Trickkiste«.
Ich erkannte: Ich litt an keiner Schreib-Blockade, sondern am Leeren-Blatt-Syndrom. Jedes Mal, wenn ein leeres Dokument vor mir lag, musste ich mir etwas komplett Neues ausdenken. Das ist mühsam und komplex.
Viel leichter für unser Gehirn ist es, auf etwas Bestehendes aufzubauen.
Schrift erzeugt noch mehr Schrift. Diese Waffe ist eine Halb-Automatik, die du vorher laden solltest.
Es ist ein Trugschluss, dass wir zuerst denken müssen, um schreiben zu können.
Nein, wir schreiben, um denken zu können.
Merke dir folgende beiden Leit-Sätze:
Beim Verfassen von Sach-Texten gibt es keine Schreib-Blockade; es gibt nur zu wenig Recherche.
Ohne leeres Blatt kein Leeres-Blatt-Syndrom.
Aber des Vorgeplänkels: Kommen wir zum geheimisumwobenden “ViS-Schreibsystem”
Eigentlich wollte ich es das idiotensichere System nennen, will aber mit diesem Verein nicht in Verbindung gebracht werden. Deswegen wurde es das Völlig idiotensichere System.
Der Haken: Reibungslos funktioniert es nur mit Google Docs. Ich kann dir nur beibringen, wie ich es mache. Du kannst dir aber aus den Bau-Teilen dein eigenes Schreib-System basteln.
Das ViS verbindet drei Komponenten
Das Technische
Das Magische
Das Praktische
Das Technische
Schritt 1: Die Browser-Einstellungen auf Produktivität einstellen.
Immer, wenn ich meinen Browser öffne, ploppt meine gegenwärtige Aufgabe auf.
Wenn ich vorhabe, erstmal zu recherchieren, kopiere ich den Link der Recherche-Quelle an die erste Stelle, sodass er links aufploppt.
Die Notizen kommen darunter, sodass ich von links nach rechts übertrage. Ich übertrage dabei direkt ins Kapitel, um mir Arbeits-Schritte zu sparen.
Jedes Kapitel isoliert. Danach übertrage ich es, mit wenigen Klicks, zurück ins Inhaltsverzeichnis.
Das Kapitel ist dann zu Ende, wenn ich das Gefühl habe, alles erzählt zu haben.
Frei nach John Rambo: »Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.«
Unser Maßstab lautet: Nach bestem Wissen und Gewissen.
Hast du alles erzählt, ist alles in Ordnung. Sollte dir später noch was einfallen, kannst du es jederzeit einfügen.
Was das Ganze noch effizienter macht: Der Browser merkt sich die Stelle, an der du bei deinem E-Book stehengeblieben bist, sofern es über »lesen.amazon« kommt.
Vorher einstellen und es gibt kein Herumstochern mehr.
Für den Fall, dass ich meine eigenen Methoden abtippen will, stelle ich eine Seite ein,
, sodass die Reibung am nächsten Morgen auf ein Minimum begrenzt wird – und ich direkt durchstarte.
Abschluss-Tipp: Lasse den Wortzähler immer mitlaufen. Nicht aus technischen Gründen, sondern aus magischen: Die Haupt-Zutat für Flow-Erlebnisse ist sofortiges Feedback. Der Wortzähler erhöht die Feedback-Wirkung.
Das Magische
Höre (unbedingt) am Ende des Schreib-Tages mitten im Satz, auf zu schrei…
Wir nutzen hier den Zeigarnik-Effekt, demzufolge unser Geist Angefangenes unbedingt beenden will.
Du wirst motivierter sein, weiterzuschreiben – und die Ideen werden sprudeln.
Diesen Effekt nutzen, vor allem, Serien: Mittendrin kommt die Werbe-Pause – und an der spannendsten Stelle hört die Folge auf, damit wir die nächste schauen: der sogenannte Cliffhanger.
Deshalb können wir dieses Vorgehen »Die Cliffhanger-Methode« nennen.
Mithilfe der Cliffhanger-Methode hat der österreichische Romancier Johannes Mario Simmel mehr als 40 Bücher geschrieben, mit einer Gesamtauflage von über 73 Millionen Stück.
Bedenke: Der Mann schrieb Romane, was viel schwerer ist als Sachbücher!
Der intrinsische Absatz
Schlanke Absätze lassen sich leichter lesen: Sie sind Gehirn-freundlich.
Ich klicke deshalb immer dann auf Enter, nachdem ich einen Gedanken-Gang abgeschlossen habe.
Auf magische Weise synchronisieren sich so die Gedanken des Autors mit denen des Lesers.
Das ist mein Absatz-Stil. Wenn er dir gefällt, kannst du ihn übernehmen. Wenn nicht, dann halt nicht.
Das Praktische
Leser mögen Bullet-Points.
Bullet-Points kommen strukturiert auf den Punkt.
Die letzte Autoren-Tagesaufgabe sollte eine Bullet-Zielsetzung für die morgige Arbeit sein.
Schieße direkt ins Dokument.
Knall alles rein, was dir einfällt.
Fülle morgen die Lücken.
Hat dir diese Ausgabe gefallen?
Nun, es war ein Ausschnitt aus meinem Buch Effective Nonfiction. Ich habe es so geschrieben, dass es neuen und alten Autoren als Schatzkarte dient.
Alternativ habe ich noch eine Autoren-Ausbildung auf den Weg gebracht. Es ist die ultimative Abkürzung.
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